Projekt im Aufbau
2018 hat der OMNIBUS den wissenschaftlichen Nachlass von Wilhelm Schmundt von dessen Herausgeber Bernd Volk übernommen. Er besteht aus den Werken und Aufsätzen von Wilhelm Schmundt, aus Manuskripten zu sozialwissenschaftlichen und physikalischen Forschungen, Texten zu weiteren Themen und aus einem umfangreichen inhaltlich gehaltvollen Briefwechsel mit zahlreichen Persönlichkeiten. Die Aufgabe, diesen Fundus für die Gegenwart und Nachwelt fruchtbar zu machen, liegt jetzt beim OMNIBUS. Mit dem Aufbau des Wilhelm-Schmundt-Archivs wollen wir dieser Verantwortung gerecht werden.
Ansprechpartner
Kurt Wilhelmi
Telefon: +49 (0)30 42804390
E-Mail: kurt.wilhelmi@omnibus.org
Wilhelm Schmundt ist eine Persönlichkeit, die neben und mit Joseph Beuys zu den großen Geistern des 20. Jahrhunderts zählt. Sein Blick auf die soziale Wirklichkeit unserer Epoche stiftet eine „Elementarlehre“, die dem Verständnis eines jeden Menschen zugänglich und vielleicht gerade deshalb revolutionär ist. Er zeigt, wie das moderne arbeitsteilige Wirtschaftsleben heute die gesamte Erde umfasst. Sie wird so erfahrbar als „sozialer Organismus“, als eine Ganzheit, in der die modernen Arbeitsstätten der Menschen - die Unternehmen - von den Ideologien privater Willkür und staatlichen Zwangs befreit werden müssen.
Wilhelm Schmundt hat in jahrzehntelanger Forschung herausgearbeitet, dass die Unternehmen nicht nur wirtschaftliche Einheiten sind, in denen die unterschiedlichsten Fähigkeiten zusammenwirken, um eine gemeinsame Aufgabe zu erfüllen, sondern dass dieses Wirken nur dadurch geschehen kann, dass - vermittelt durch das Geld - ständig Vereinbarungen getroffen werden, also Rechtsvorgänge stattfinden, und dass zudem ständig Gespräche und Beratungen stattfinden müssen, die es ermöglichen, aus Einsicht in die Zusammenhänge zu handeln. So ergibt sich das Bild einer „vertikalen Dreigliederung“ (Johannes Stüttgen), in der die Ideale der französischen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit - wirksam werden können.
Dieser erweiterte Unternehmensbegriff vermag die Gestaltung der ganzen Erde zu umfassen wie auch das Wirken jedes einzelnen Menschen. Und wie unerkannt solch ein Wirken sein kann, sehen wir gerade auch bei Wilhelm Schmundt. Denn seine Forschungsergebnisse sind in der Wissenschaft und im öffentlichen Leben bisher nicht aufgenommen worden. Der Aktionskünstler Joseph Beuys war es, der ihre Bedeutung erkannte und Wilhelm Schmundt als „unseren großen Lehrer“ bezeichnete, verhalfen sie ihm doch dazu, seine Idee der „Sozialen Plastik“ zu entwickeln.
Mit dem Aufbau des Wilhelm-Schmundt-Archivs wollen wir den wissenschaftlichen Nachlass von Wilhelm Schmundt fachgerecht aufarbeiten und zugänglich machen. Darüberhinaus wollen wir den bestehenden Fundus durch weiteres biographisches Material, z.B. in Form von Interviews, Belegexemplare usw. ergänzen. Auch soll dokumentiert werden, wie die Anregungen von Wilhelm Schmundt von Zeitgenossen aufgegriffen wurden und zu welchen Initiativen und praktischen Projekten sie bereits geführt haben. Ja selbst solche Projekte anzuregen und zu begleiten soll zu der Aufgabe des entstehenden Wilhelm-Schmundt-Archivs gehören als eine Arbeit mit der Idee des Sozialen Organismus und ihrer Energie.
Vom 19. bis 21. April 2024 fand in Achberg die Tagung "Das unerkannte Unternehmen - Der soziale Organismus als Gestaltungsaufgabe - Beiträge zu Wilhelm Schmundt" statt.
Es gab Vorträge und Gespräche mit:
Daniel Schily, Gerald Häfner, Gerhard Schuster, Uwe Scheibelhut, Katharina von Bechtolsheim, Rainer Rappmann, Kurt Wilhelmi, Johannes Stüttgen, Daniel Büttner und Michael Bader.
Wilhelm Schmundt wurde am 10. Januar 1898 in Metz in Lothringen geboren.
Ab 1918 Studium der Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule in Berlin.
Hier lernte er Inge Hagen kennen, mit der er 1925 nach Königsberg in Ostpreußen zog, wo er im Aufbau der Stromversorgung des Landes tätig war.
1946 wurde er Lehrer für Mathematik und Physik an der Waldorfschule in Hannover.
Danach Veröffentlichung der Forschungsergebnisse: „Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt“ (1968) und „Physikalische Miniaturen“ (1971).
1973 begegnete er Joseph Beuys auf einer Sommertagung in Achberg.
Bis 1988 Vorträge, Seminare, weitere Veröffentlichungen.
Am 23. April 1992 stirbt Wilhelm Schmundt in Hannover.
Der wissenschaftliche Nachlass von Wilhelm Schmundt besteht aus einzelnen Texten, Mappen und Ordnern. Auf dem Foto z.B. drei von insgesamt acht Ordern mit Briefwechsel.
Im Jahr 2024 haben wir damit begonnen, den übernommenen Bestand zu ordnen, ihn mithilfe der Archivsoftware „AUGIAS-Express 8“ fachgerecht zu verzeichnen und ihn mit Archivierungsmaterial der Firma „KLUG“ nachhaltig zu lagern. Für die Ordnung der einzelnen Bestandteile haben wir eine passende Klassifikation entwickelt, in die nun Dokument für Dokument aufgenommen und in seinen wesentlichen Eigenschaften beschrieben wird. So entsteht ein übersichtlicher Zusammenhang, in dem sich zukünftige Nutzer des Archivs frei orientieren und gewünschte Inhalte effektiv suchen und finden können. Im Jahr 2025 wollen wir den Bestand vollständig verzeichnen, also alle Dokumente in der Datenbank erfassen. Dann soll das Archiv öffentlich zugänglich gemacht werden und zwar auf analogem wie digitalem Weg. Letzteres ist möglich durch die AUGIAS-Software „FINDBUCH.Net“, mit der Nutzerinnen und Nutzer online im Archiv recherchieren können und einzelne Dokumente anschauen und/oder als PDF bestellen können.
Diese Arbeit wir finanziell ermöglicht durch die MAHLE-STIFTUNG.
- Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, FIU-Verlag, 1968
- Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze, Achberger Verlag, 1975
- Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, Achberger Verlag, 1982
- Zwei Grundprobleme des 20. Jahrhunderts, Freie Volkshochschule Argental, 1988
- Rainer Rappmann (Hrsg.): "Die Kunst des sozialen Bauens - Beiträge zu Wilhelm Schmundt". FIU-Verlag, 1993
- Rainer Rappmann (Hrsg.): "Denker, Künstler, Revolutionäre - Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt - Vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus", FIU-Verlag 1996
Quellenangabe:
Das Bild oben mit der Erde ist die Titelillustration von Joseph Beuys auf Wilhelm Schmundts Buch "Erkenntnisübungen zur Dreigliederung des Sozialen Organismus", Achberger Verlag 1982